Megatrend Gesundheit – spannende Impulse für neue Dienstleistungen in der Apotheke Teil 3

Die Kenntnis von Megatrends ist wegweisend für die Entwicklung von zukunftsträchtigen Dienstleistungen. Dies ist der dritte und letzte Teil unserer Blog-Reihe zu den aktuellsten Entwicklungen des Megatrends Gesundheit. Im ersten Teil haben wir über das neue holistische Gesundheitsbewusstsein, die Sehnsucht nach Keimfreiheit und das Immun-Boosting als neue Form der Selbstoptimierung berichtet. Im zweiten Teil ging es um Preventive Health, Corporate Health und Pro Aging. Nun befassen wir uns mit der Digitalisierung, der Rolle der Frauen und der Psyche im Gesundheitswesen.

 

Gesundheit ist digital 

 

Schon vor der Pandemie begann sich das Gesundheitswesen zu ändern, wobei COVID-19 durch Lockdowns und Quarantäne der Digitalisierung einen kräftigen Schub versetzte. Viele Apotheken haben digital aufgerüstet, um ihren Kunden die Möglichkeit zu geben, unkompliziert online-Termine für Corona-Schnelltests oder andere Dienstleistungen zu buchen. Während einige sich sorgen, dass die vielen Patientendaten missbraucht werden könnten, hat der Bereich Smart Healthcare das Potenzial, die angesichts des demografischen Wandels und steigender Kosten stark unter Druck geratenen Gesundheitssysteme überall auf der Welt zu entlasten. So sieht der Direktor Gregor Zünd des Universitätsspitals Zürich die Zukunft des Spitals so: „weniger Betten – dafür die Patienten zu Hause versorgen und online überwachen“ und „Ziel ist eine möglichst hohe Lebensqualität“. Hierfür wird das eigene Zuhause als Ort der Behandlung und Genesung in Zukunft wichtiger sein als die stationäre oder ambulante Spitalversorgung. Das Krankenhaus der Zukunft soll ähnlich funktionieren wie das online-Banking.  Es macht zudem alle nötigen Patienteninformationen zugänglich, die auf einer sogenannten E-Health-Plattform zusammenlaufen. Der Patient – oder besser der Kunde – bestellt auf dieser Plattform Dienstleistungen, etwa zur Überwachung seiner Gesundheit. Das System wird über mobile Geräte laufend aktuelle Daten des Patienten erheben und Alarm schlagen, falls sie ein gesundheitliches Risiko anzeigen. Ziel ist es, den Kunden gar nicht erst zu hospitalisieren. Vorhersagbare Notfälle werden das Spital entlasten und dem Patienten viel Leid und Stress ersparen. Diagnostische Geräte, die man am Körper trägt, werden die Daten messen. Die Apple-Watch zum Beispiel kann schon heute ein einfaches Elektrokardiogramm (EKG) erstellen. Auch für die Messung der Sauerstoffsättigung im Blut gibt es bereits handliche Apparate. Und die SWICA setzt heute schon auf solche Telemedizingeräte und bietet ihren Kunden die Möglichkeit, mit Tytohome Untersuchungen selber und ortsunabhängig vorzunehmen und die Ergebnisse mit den Gesundheitsfachpersonen und Ärzten von Santé24 zu teilen und zu besprechen. So können gefährliche Verläufe frühzeitig abgewendet und unnötige, zeitraubende und kostenspielige Arztbesuche vermieden werden.   Im Kurs „Mega-Trend Digitalisierung“ erläutert Frau Dr. med. Silke Schmitt Oggier, medizinische Leiterin von Santé24, was es bei der Implementierung einer solchen telemedizinischen Dienstleistung zu beachten gilt und welche Erkenntnisse sie dabei gewinnen konnte. Vielleicht inspiriert Sie dieser Kurs, telepharmazeutische Dienstleistungen zu entwickeln? 

 

Gesundheit ist auch weiblich 

 

und das wohl nicht erst seit der griechischen Göttin der Gesundheit, Hygieia, der Schutzpatronin der Apotheker.  

 

Heute mehr denn je sind Anwendungen, die von Frauen für Frauen geschaffen werden, ein grosser Treiber der digitalisierten Medizintechnologie und der entsprechenden Produktentwicklung. Obwohl die Hälfte der Bevölkerung potenzielle Kunden wären, blieb dieses Segment lange unbeachtet. Nun erfährt es endlich eine erhebliche Nachfrage: «FemTech» beschreibt die Sparte der technischen Produkte, die speziell auf die Bedürfnisse der weiblichen Bevölkerung abgestimmt sind, wie z.B. das smarte Armband Grace gegen Hitzewallungen, das in Finnland entwickelte Warnsystem Popit Sense zur Förderung der Therapie-Adhärenz, welches professionelle Frühgeburten-Scanninggerät des Schweizer Start-up Pregnolia oder das intelligente Tampon Next Gen Jane, welches das Menstruationsblut für diagnostische Zwecke nutzen soll.  

 

Auch die geschlechtsspezifische Medizin rückt immer stärker in den Vordergrund. Eine wachsende Anzahl von Studien belegt, dass ein Universalkonzept in der Erforschung und Behandlung von Krankheiten längst nicht mehr sinnvoll ist. Während im Zeitalter der personalisierten Präzisionsmedizin bereits Therapiekonzepte auf einzelne Gene abgestimmt werden, wird der Unterschied zwischen Mann und Frau in der Fachliteratur und in der klinischen Routine aber kaum berücksichtigt. Nach wie vor gilt der Mann in der Medizin als Prototyp, was zu ernsthaften Diagnosefehlern führen und sich nachteilig auf die Lebenserwartung von Erkrankten auswirken kann. So ist die Wahrscheinlichkeit einer Fehldiagnose bei einem Herzinfarkt sowie die Wahrscheinlichkeit, daran zu sterben, bei Frauen deutlich höher, weil sogar Mediziner und Medizinerinnen vornehmlich männliche Symptome zum Standard nehmen. Als weiteres Beispiel sei das Schlafmittel Zolpidem genannt. Zolpidem sorgte für medialen Wirbel, nachdem sich Berichte über morgendliche Autounfälle von Frauen nach der Einnahme von Zolpidem am Vorabend häuften. Deshalb empfiehlt heute ein Warnhinweis eine niedrigere Dosierung für Frauen. Dieser „Gender Bias“ wird inzwischen in der Medizin Schritt für Schritt  aufgearbeitet.  

Bei agfam werden «typisch weibliche» wie auch «typisch männliche» Erkrankungen differenziert betrachtet. Denn eine erhöhte Gender-Sensibilität ermöglicht es auch, Vorurteile zu revidieren und führt zu mehr Gerechtigkeit jenseits der tradierten sozialen Rollen, die Männern und Frauen in der Gesellschaft zugeschrieben werden.

 

Gesundheit ist mental 

 

Psychische Leiden wie Depressionen, Angststörungen und Ähnliches werden von immer grösseren Teilen der Bevölkerung ernst genommen. Vor allem junge Menschen in der westlichen Welt sind in den vergangenen Jahren immer besser darin geworden, ihre Gefühle bewusst wahrzunehmen und zu artikulieren – was auch dazu führt, dass sie eher dazu bereit sind, sich therapieren zu lassen.  Mit der Corona-Krise ist die psychische Belastung gestiegen.  Eine Studie im Auftrag des BAG hat gezeigt, dass die Krise als Katalysator gewirkt und psychische Vorbelastungen verstärkt hat. Auch die Nachfrage nach psychologischer Unterstützung hat in der Pandemie deutlich zugenommen, wie eine Befragung bei Mitgliedern der Föderation Schweizer Psychologinnen und Psychologen FSP zeigte. 71% der Befragten gaben an, dass sie Patienten mangels Kapazität abweisen mussten. Dieser Zustand wird auch noch nach der Pandemie anhalten. In diesem Zusammenhang werden die Kompetenzen der Offizin-ApothekerInnen bei der Beratung und Begleitung von Patienten mit psychischen Erkrankungen immer häufiger in Anspruch genommen. An der Schnittstelle zwischen Patienten und Spezialisten sind sie wichtige Ansprechpartner für die Bevölkerung. Durch Aufklärung, Sensibilisierung, Entstigmatisierung und durch empathische Begleitung können die ApothekerInnen Therapietreue und -erfolg der behandelten PatientInnen positiv beeinflussen. Auch in akuten Situationen werden sie als primäre Anlaufstelle nicht selten kontaktiert, um kurzfristig Hilfe bei gesundheitlichen Störungen zu erhalten. Unsere Kursreihe Psychopharmaka-Kompakt bereitet ApothekerInnen auf diese anspruchsvolle Aufgabe vor. 

 

Wir sind gespannt, wie Sie diese Trends in Ihre Unternehmensstrategie einfliessen lassen werden. Teilen Sie uns und Ihren Kollegen Ihre Ideen mit. Gemeinsam lassen sich Projekte erfolgreicher verwirklichen! 

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