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Interview mit Dr. med. Iris Irene Bachmann Holzinger

Dr. med. Iris Irene Bachmann Holzinger – Leidenschaftliche Pädiaterin und Ausbildnerin mit Profil  

 

Seit 2017 ist sie auch Referentin bei der agfam und leitet die für den Fähigkeitsausweis Anamnese anerkannten Pädiatrie Kurse Basic, Advanced und Master. Sie erfreut sich einer grossen Beliebtheit bei den Teilnehmenden und gestaltet Ihre Kurse mit ansteckender Leidenschaft und höchstem Qualitätsanspruch gemäss modernsten Lehrmethoden. 

 

Wir wollten wissen, was sie im Leben antreibt und warum sie sich für die Weiterbildung der Apotheker*innen engagiert.

 

Mounja Schröder (agfam): Wie würdest du Dich beschreiben und was motiviert Dich beruflich und privat?

 

Iris Bachmann: Meine Kinder würden einstimmig antworten, dass ich lustig und humorvoll bin, gerne lache und andere zum Lachen bringe. Und dass ich gerne referiere und erkläre (lacht)

 

Ich selber würde mich als lösungsorientierte Person beschreiben, welche das Glas halbvoll wahrnimmt und in jedem Problem oder Fehler die Möglichkeit sieht, etwas zu lernen oder zu verbessern. Durch meine Begeisterungsfähigkeit für Neues entsteht auch die Kreativität und Motivation, die mich antreibt, sei es beruflich wie auch privat. Sehr schnell bin ich Feuer und Flamme für frische Ideen und koche demnach nicht gerne allzu lange im alten Saft.

 

Ich schätze Grenzbereiche und suche die persönliche Herausforderung ganz bewusst, darum fühle ich mich in der Kindernotfallmedizin sehr wohl. Hier muss man flexibel und kreativ sein und stösst trotzdem fast jeden Tag an seine Grenzen bzw muss manchmal sogar darüber hinaus gehen. Auch privat teste ich meine persönlichen Grenzen und reize diese aus, meistens beim Sport: ich bin eine passionierte und ambitionierte Läuferin und auch dem Rennrad nicht abgeneigt.

 

Mounja Schröder (agfam): Du engagierst Dich stark in der Aus- und Weiterbildung von Ärzt*innen und Pflegepersonal und unterrichtest auch Apotheker*innen. Was möchtest du mit deinem Unterricht erreichen?

 

Iris Bachmann: In erster Linie möchte ich damit einen Beitrag leisten zu einer optimalen und sicheren Versorgung der Kinder in der Schweiz. Je mehr Knowhow und Fertigkeiten in der «Herde der Versorger» vorhanden ist, desto besser wird die Situation für die kleinen Patient*innen. Darum teile ich gerne mein Fachwissen und meine klinischen Erfahrungen, die ich in den vergangenen bald 20 Jahren Pädiatrie und Kindernotfallmedizin sammeln durfte. 

Zusätzlich möchte ich durch meinen Unterricht auch Ängste abbauen und praktische Werkzeuge in die Hand geben, damit sich die verschiedenen Player wohler und sicherer fühlen im Umgang mit dieser speziellen Patient*innengruppe und deren Angehörigen. 

 

Mounja Schröder (agfam): Worüber stolpern Deiner Meinung nach, die Apotheker*innen im Berufsalltag und wovon profitieren sie in Deinen Kursen besonders? 

 

Iris Bachmann: Apotheker*innen leisten einen enorm wichtigen Beitrag in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Sie werden von vielen Patient*innen und Kund*innen als wichtige Ressource und Beratungsperson angesehen, sind sich dessen aber nicht immer bewusst.

Anders als die Pharmazie ist die Medizin keine sehr exakte Wissenschaft – nur schon wegen dem Faktor Mensch muss man z. B. Therapien anpassen und mit einer gesunden Portion Pragmatismus umgehen können. Darum decken auch die besten und ausgeklügeltsten Algorithmen leider nicht alles ab und es wird immer die menschliche Beurteilung der Gesamtsituation brauchen.

Viele Apotheker*innen sind im Wesen häufig äusserst exakt und suchen aktiv die Allgemeingültigkeit und Verallgemeinerung. Diese an sich fantastische Eigenschaft und Herangehensweise ist wertvoll, aber in der (Kinder-) Medizin manchmal nicht anwendbar. 

 

Mounja Schröder (agfam):  Wie erlebst Du die Zusammenarbeit zwischen Apotheker*innen und Kinderärzt*innen persönlich? Und deine Kolleg*innen? Wo gibt es Verbesserungspotenzial? 

 

Iris Bachmann: Ich erlebe die Zusammenarbeit mit den Apotheker*innen als sehr respektvoll und konstruktiv und nehme sie als wichtige Ressource im Gesundheitswesen wahr. 

Das hat auch meine Umfrage ergeben, welche ich im Rahmen meines Bildungskonzeptes durchgeführt habe. 90% der befragen Pädiater gaben an, die Zusammenarbeit als respektvoll bis sehr respektvoll zu erleben und trauen den Apotheker*innen auch zu, eine Vortriage und Beratungen bei Bagatellfällen wahrzunehmen. Dazu braucht es eine bessere Vernetzung dieser beiden Berufsgruppen, in deren Fokus das Patientenwohl steht. Hier liegt meiner Meinung nach auch das Verbesserungspotential. Je enger wir zusammenarbeiten, uns austauschen und voneinander lernen, desto besser ist es für unsere Patient*innen. 

 

Mounja Schröder (agfam): Was sind Deiner Ansicht nach die Erwartungen der Eltern und der Kinderärzt*innen an die Apotheker*innen?

 

Iris Bachmann: Das Vertrauen der Eltern in die Apotheker*innen ist gross. In meiner Umfrage gaben 55% der befragten Eltern an, ab und zu (42%) bis regelmässig (13%) eine Beratung in der Apotheke in Anspruch zu nehmen.

Die Gründe, warum sich Eltern in einer Apotheke beraten lassen, sind vielfältig. Am häufigsten genannt wurde die Tatsache, dass sie mit Bagatellen von sich aus nicht zu einem Arzt wollten, sondern lieber Rat in der Apotheke suchten. Auch der Erwerb von alternativmedizinischen Produkten wurde häufiger genannt. 

Grundsätzlich erwarten die Eltern wie auch Kinderärzt*innen von den Apotheker*innen eine kompetente Triage und Beratung – muss ich damit zum Arzt oder kann ich das selber behandeln und wenn ja wie? 

Ausserdem sind viele Berufskolleg*innen wie auch ich froh, wenn die Apotheker*innen uns bei möglichen Medikamenten-Interaktionen und alternativen Darreichungsformen beraten oder mit speziell und individuell für einzelne Patient*innen hergestellte Dosierungen unterstützen. 

 

Mounja Schröder (agfam): Was möchtest du den Apotheker*innen mit auf dem Weg geben?

 

Iris Bachmann: Packen wir die Chance, welche die Revision des MedBG mit sich bringt, beim Schopf und verbessern bzw optimieren damit die Gesundheitsversorgung aller Patient*innen in der Schweiz durch eine intensivere Zusammenarbeit! Wir Ärzt*innen und Apotheker*innen können viel voneinander und miteinander lernen und uns ergänzen, ganz zum Wohle unserer Patient*innen. Dazu müssen wir über gemeinsame Weiterbildungsgefässe nachdenken und auch im Alltag eine entsprechende Kooperation suchen. 

Ausserdem wünsche ich den Apotheker*innen viele schöne berufliche Begegnungen mit Kindern und deren Betreuungspersonen und hoffe, dass ganz viele davon zu einer bereichernden Erfahrung in ihrem persönlichen Erfahrungsrucksack beitragen werden. 

Und ich freue mich sehr, sie an einem meiner Kurse persönlich kennen zu lernen!

 

Iris Bachmann, vielen Dank für das Interview

 

 

Foto: Privat mit freundlicher Genehmigung von Frau Bachmann