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Insulinresistenz bei Typ-1-Diabetes: Ein neues Verständnis verändert die Therapieansätze

Über Jahrzehnte galt der Typ-1-Diabetes als reine Insulinmangelerkrankung – verursacht durch die autoimmune Zerstörung der β-Zellen. Doch neue Forschungsergebnisse zeigen: Diese Sichtweise greift zu kurz. Auch Insulinresistenz spielt bei Typ-1-Diabetes eine bedeutende Rolle und könnte sogar an der Krankheitsentstehung beteiligt sein.

 

Ein heterogenes Krankheitsbild mit neuen Facetten

Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass Typ-1-Diabetes keine einheitliche Erkrankung ist, sondern verschiedene Subtypen umfasst. Neben der Autoimmunität rückt zunehmend die gewebespezifische Insulinresistenz in den Fokus – sie kann früh im Krankheitsverlauf auftreten und sich im Verlauf verschlechtern. Dabei entsteht ein Teufelskreis: Insulinresistenz fördert Endotheldysfunktion, und umgekehrt verschlechtert eine gestörte Gefässfunktion die Glukoseverwertung weiter.

 

Klassische Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Adipositas oder die periphere Insulinverabreichung erklären diesen Zusammenhang nur teilweise. Neuere Erkenntnisse betonen den Einfluss von oxidativem Stress, mitochondrialen Veränderungen und chronischen Entzündungsprozessen als zusätzliche Mechanismen.

 

Therapeutische Konsequenzen: Mehr als nur Insulin ersetzen

Das neue Verständnis der Pathophysiologie von Typ-1-Diabetes führt zu einem notwendigen Umdenken in der Therapie. Insulinresistenz sollte künftig als eigenständiger Behandlungsfokus berücksichtigt werden.

 

Lebensstilinterventionen – insbesondere regelmässige Bewegung, Gewichtsmanagement und optimierte Ernährung – zeigen positive Effekte auf die Insulinsensitivität. Auch die kontinuierliche subkutane Insulininfusion (Insulinpumpe) kann die Insulinresistenz und Hyperinsulinämie besser senken als die klassische intensivierte Mehrfachinjektionstherapie.

 

Pharmakologisch werden zusätzliche Wirkstoffe wie Metformin, Pioglitazon, GLP-1-Rezeptoragonisten, SGLT-Hemmer und Pramlintid erforscht. Ihr routinemässiger Einsatz wird derzeit aufgrund begrenzter Datenlage, Kosten und potenzieller Nebenwirkungen noch nicht empfohlen – könnte aber künftig im Rahmen einer präzisionsmedizinischen Diabetestherapie an Bedeutung gewinnen.

 

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Quelle:

Apostolopoulou et al. Insulin Resistance in Type 1 Diabetes: Pathophysiological, Clinical, and Therapeutic Relevance.Endocrine Reviews, 2025, 46, 317–348. Link zur Studie

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