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Megatrend Gesundheit – spannende Impulse für neue Dienstleistungen in der Apotheke Teil 1 

Die Zukunft der Apotheke liegt in den Dienstleistungen. Es wird zunehmend schwerer bis unmöglich nur von der Abgabe der Medikamente auf Rezept zu leben. Die Corona-Pandemie hat die Implementierung von neuen Dienstleistungen in den Apotheken angefeuert und das Image der ApothekerInnen in der Bevölkerung grundlegend verändert: weg vom ursprünglichen Profil des Herstellers und Anbieters von Heilmitteln, hin zum Anbieter von zusätzlichen Dienstleistungen, Informationen und einer patientenzentrierten Behandlung. Sich in der Apotheke impfen oder testen zu lassen, ist selbstverständlich geworden, und die Bereitschaft, auch weitere Dienstleistungen aus der Apotheke in Anspruch zu nehmen, gestiegen. Wie können wir nun diese Veränderung langfristig verankern und welche Dienstleistungen werden in Zukunft überhaupt gefragt?  

 

Ein Blick auf die aktuelle Entwicklung der Megatrends gibt hilfreiche Anregungen und zeigt spannende Möglichkeiten auf.   

 

Was sind Megatrends? 

Als Megatrend bezeichnet man bahnbrechende Entwicklungen, die etwa in einer bestimmten Branche einen Umbruch bewirken. Das können Erfindungen sein, die ein neues technologisches Zeitalter einläuten, aber auch gesellschaftliche Umbrüche wie z.B. Klima- und Umweltschutz. Sie sind gewissermassen die Motoren des Wandels. Sie formen langfristig gesamte Gesellschaften und zwingen nicht selten ganze Branchen dazu, ihre Strukturen, Geschäftsmodelle, Prozesse, Angebote und ihre Kommunikation neu auszurichten. Deshalb eignen sich Megatrends als Kompass für eine längerfristige Unternehmensausrichtung.

 

Das Zukunftsinstitut definiert 12 Megatrends als Treiber des Wandels, darunter auch der Megatrend Gesundheit. Dieser ist für uns in der Apotheke von besonderem Interesse, wenngleich die anderen Megatrends unsere Branche ebenfalls beeinflussen. Megatrends sind nämlich nicht eindimensional, sondern vielfältig und beeinflussen sich wechselseitig.  Gemäss Corinna Mühlhausen, hat der Ausbruch der Pandemie Gesundheit zum alles dominierenden Megatrend in der Gesellschaft werden lassen, der auch tiefer in andere Megatrends hinein wirkt.

 

Diese mehrteilige Blog-Reihe befasst sich mit den verschiedenen Facetten des Megatrends Gesundheit und wie diese in der Apotheke integriert werden können. Wir starten mit dem neuen holistischen Gesundheitsbewusstsein.

 

Das neue holistische Gesundheitsbewusstsein 

Durch die Coronapandemie wurde der Fokus unseres Gesundheitsverständnisses als endloses Selbstoptimierungsprojekt zurück auf den Boden der Tatsachen geholt. Gesundheit wird wieder stärker als die Abwesenheit von Krankheit gesehen – und als etwas, das nicht allein das Individuum betrifft.  Dies zeigt sich aktuell besonders deutlich bei den ethischen Debatten rund um die Frage wie Freiheit und Verantwortung in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht werden können. Ein polarisierendes Beispiel stellt das Impfen dar. Wer sich impfen lässt, schützt nicht nur sich selbst vor einer gefährlichen Erkrankung sondern auch ungeimpfte Kontaktpersonen und zeigt sich somit solidarisch. Das gilt bei jeder Impfung, aber ganz besonders beim Coronavirus. Nur durch  Herdenimmunität wird ein «normales» Leben wieder möglich. «Wer sich nicht impfen lässt, ist ein asozialer Trittbrettfahrer» sagt der Arzt und Wissenschaftsjournalist Eckart von Hirschhausen. Ist es aus ethischer Sicht vertretbar, sich nicht impfen zu lassen und damit auch in Kauf zu nehmen, dass andere gefährdet werden oder haben wir die Pflicht uns zu impfen?  Andererseits gehört das Recht auf körperliche Unversehrtheit zu den Grundrechten eines Menschen und muss respektiert werden. Fragen zur Sicherheit und zum Nutzen-Risiko-Verhältnis von Impfungen sind berechtigt und sollten wissenschaftlich korrekt und mit der nötigen Demut beantwortet werden. In der Apotheke können wir zu diesem wichtigen Thema eine Entscheidungshilfe bieten, indem wir aufklären, Ängste auffangen, Unklarheiten sachlich-wissenschaftlich auflösen und – was nicht zu unterschätzen ist -  unkompliziert in einem vertraulichen Rahmen impfen. Um für diese Aufgabe gut vorbereitet zu sein, beachten Sie unsere Kurse zum Erhalt des Fähigkeitsausweises Impfen und Blutentnahme, insbesondere den jährlich angepassten «Update Impfplan» mit Dr. Beck  als Referent, sowie die Impfkurse für Pharma-AssistentInnen und DrogistInnen. 

 

Durch den Kampf gegen die Pandemie ist ein neuer Fokus auf Gesundheit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe entstanden. Die Gestaltung der Umwelt im Sinne der Gesundheit aller wird zur zentralen Zukunftsaufgabe. Gemäss Zukunftsinstitut löst sich die Illusion einer Grenze zwischen der Umwelt „da draussen“ und der eigenen Biologie auf: «Unser Körper ist unsere Nahrung ist unsere Umwelt ist unsere Atmosphäre ist unser Planet. Alles ist eins: die Gesundheit des Planeten und die Gestaltung unserer Umwelt sind untrennbar mit unserer individuellen Gesundheit verstrickt». Für Apotheken kann dies z.B. bedeuten, dass sie auf nachhaltige, faire, recyclierbare und möglichst lokal hergestellte Pflegeprodukte setzen oder sogar selber solche Produkte herstellen und hiermit wieder an ihre traditionelle Rolle als Arzneimittelhersteller anknüpfen.

 

Die Sehnsucht nach Keimfreiheit 

Durch die Pandemie wurde die Bedeutung von körperlicher Unversehrtheit als Schlüsselressource noch verstärkt. Die Wissenschaft und die WissenschaftlerInnen erfahren eine neue Wertschätzung. Virologen und Epidemiologen wurden durch Corona zu Medienstars gekürt. Dies stellt eine Chance gleichzeitig aber auch eine Verantwortung für unseren Beruf dar. Denn der Zuwachs an Gesundheitswissen in der Bevölkerung geht auch mit neuen Ängsten einher, z.B. mit einer Verstärkung des Trends Germophobia. Gemeint ist eine neue Sehnsucht nach Keimfreiheit, die neue Märkte rund um die Forschung und Entwicklung von Desinfektionsprodukten für den Alltag entstehen lässt.  Die wachsende Angst der Menschen vor Pilzen, Viren und Bakterien birgt aber auch Gefahren, wie z.B. das reale Problem der Antibiotikaresistenzen oder die weltweite Zunahme von Allergien mangels Training des Immunsystems. Auch hier spielen die Apotheken eine wesentliche Rolle bei der Aufklärung und Beratung der Bevölkerung. In diesem Zusammenhang ist auch die Erkenntnis des hohen Wertes eines gesunden Mikrobioms für die Gesundheit von Bedeutung. Der Mensch ist nicht vom Rest einer als feindlich erlebten Natur abgetrennt, die bekämpft oder zerstört werden muss, sondern ein Teil davon. Er lebt in Synergie mit unzähligen Mikroorganismen, die seinen Körper bevölkern und wichtige Aufgaben übernehmen, die er ohne sie nicht bewältigen könnte. Die Vielfalt und Gesundheit des Mikrobioms beeinflussen die eigene Gesundheit, was wiederum zum holistischen Gesundheitsbewusstsein passt. Der Wunsch das eigene Mikrobiom zu stärken bzw. die gestörte Mikrobiom-Balance nach einer Erkrankung wiederherzustellen sowie die Suche nach Mikrobiom-freundlichen Produkten und personalisierten Mikrobiom-Therapien eröffnet ganz neue Dienstleistungsfelder in der Apotheke.

 

Wer diese Themen vertiefen möchte, wird bei agfam fündig: z.B. im Workshop «Rationale Antibiotika-Anwendung», im Kurs Hygienemanagement in der Apotheke heute oder im Webcast Mikrobiom, Superorgan im Darm. Ausserdem planen wir für 2022 einen Kurs über Prä- und Probiotika. 

 

Immun-Boosting als neue Form der Selbstoptimierung 

In der Pandemie ist die Nachfrage nach rezeptfreien Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln zur Stärkung des Immunsystems immens angestiegen. Es zeichnet sich ab, dass die Menschen künftig immer mehr dafür tun werden, um ihr eigenes Immunsystem zu boosten. Die Gesundheit zu stärken wird zu einer neuen und besseren Form der Selbstoptimierung. Selbst etwas tun zu können und aktiv zu werden ist für viele Menschen ein entscheidender Motivationsschub. Dies hat Aaron Antonorovsky schon 1970 in seinem Modell der Salutogenese  beschrieben - mit dem Begriff der Handhabbarkeit und der Überzeugung, das eigene Leben gestalten zu können.  Diese neuen gesundheitsfördernden Gewohnheiten können wir in der Apotheke mit entsprechenden Dienstleistungen unterstützen, wobei diese nicht ausschliesslich produktbezogen sein sollten.  Das spannende und komplexe Thema der Immunität greifen wir bei agfam im Kurs Autoimmunerkrankungen und Immundefekte auf. Im 2022 bieten wir zudem einen Kurs zum Thema Immun-Boosting mit Dr. med. Simon Feldhaus als Referent an.

 

Und zuguterletzt – wie werden Sie diese Trends in Ihrem Angebot integrieren? Teilen Sie uns Ihre Ideen und Gedanken mit.  Gerne unterstützen wir Sie mit passenden Kursangeboten bei der Entwicklung neuer zukunftsträchter Dienstleistungen. 

Bleiben Sie dran. Im nächsten Blog-Artikel beleuchten wir weitere Facetten des Megatrends Gesundheit. 

 

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